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Vom Datenbank-Managementsystem (DBMS) zur
Datenbank-Anwendung
oder: Warum
handgestrickte Lösungen zum Scheitern verurteilt
sind ...
Die Schwierigkeiten bei der Erstellung einer
Datenbank-Anwendung liegen zum einen bei der Konzeption
und dem Aufbau der notwendigen logischen wie physischen Ablage-
und Beziehungsstrukturen für die aufzunehmenden Daten sowie
zum anderen im Einrichten der Werkzeuge für einen effizienten
Datenzugriff, was letztlich in der Gestaltung einer
Benutzeroberfläche mündet.
Dabei muss das Anlegen der Datenstrukturen bestimmten
DV-technischen und -theoretischen
Vorgaben folgen.
Ansonsten würde nicht nur die Rückgewinnung von Informationen
aus dem Datenpool lückenhaft bzw. gar fehlerhaft werden, sondern es
würde auch der Aufwand für Wartung und Pflege des Datenpools
unverhältnismäßig hoch ansteigen. Die
Integrität der Daten, die durch das Einrichten einer
EDV-gestützten Datenbank gerade erreicht werden soll,
wäre so nicht mehr gewährleistet.
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Fehler und Versäumnisse, die in den Phasen
der Konzeption und des Entwurfs gemacht werden, sind später, an der
eingerichteten und mit Daten gefüllten Datenbank-Anwendung,
nur noch unter hohem Aufwand zu korrigieren! Zudem wird die
Unzulänglichkeit einer derart schlecht vorbereiteten
Datenbank-Anwendung mit größer werdendem Datenbestand
sogar noch zunehmen !
Ebenso erfordert das Bereitstellen von Werkzeugen
für den Datenzugriff eine genaue Kenntnis der in der
Datenbank-Anwendung implementierten Datenstrukturen
und -beziehungen. Darüber hinaus
müssen die vom Datenbank-Managementsystem selbst nur in
einer pauschalen Art und Weise bereit gestellten Zugriffswerkzeuge –
aufgrund deren komplexer Funktionalität – erst auf ein
überschaubares Maß zusammengefasst bzw. selektiert werden und
müssen zu einfachen, vom Anwender möglichst intuitiv
begreifbaren Werkzeugen aufbereitet werden (GUI, graphische
Benutzeroberfläche). Erst danach stehen sie dem Anwender für
eine effiziente Nutzung der Datenbank-Applikation zur
Verfügung.
Gerade hinsichtlich der effizienteren Nutzung einer
Datenbank durch den normalen Anwender ist eine Anpassung
der Datenzugriffswerkzeuge an die spezifischen Erfordernisse der
jeweiligen Datenbank-Applikation notwendig. Unter
Berücksichtigung des gegebenen Datenkontextes sind die
Zugriffswerkzeuge an den Anwendungszweck der einzelnen Datenbank sowie
vor allem auch an deren spezifische Datenstruktur anzupassen. Dies
ist stets mit Programmieraufwand verbunden (in der Regel mit recht
erheblichem) und ist nur von einem Experten zu
bewerkstelligen !
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Die marktführenden Softwarehersteller versuchen
zunehmend, diesen – den normalen Anwender total überfordernden
– Ansprüchen dadurch zu begegnen, dass sie ihre
Datenbank-Programme unter Beigabe von
Datenbank-Schablonen sowie von sogenannten
Assistenten ausliefern.
Die Datenbank-Schablonen sind eine
Art Musterlösung für ganz bestimmte Anwendungszwecke, die vom
Anwender nur noch mit Daten gefüllt zu werden brauchen. Allerdings
sind sie als Schablonen naturgemäß standardisiert und
können somit individuellen Ansprüchen und Erfordernissen
nur ungenügend entsprechen. Der Anwender kann sie zwar mehr oder
weniger anpassen, aber er braucht dann auch dazu wiederum die Kenntnis,
was er wo und wie programmiertechnisch realisieren kann – d.h. auch
hierzu ist letztlich wieder ein Experte gefordert !
Die Assistenten führen den Anwender
menügesteuert durch die wesentlichen Stationen der Entwicklung einer
Datenbank-Anwendung. Solche Assistenten leiden allerdings
ebenfalls – wie die Schablonen – unter ihrer
(naturgemäßen) Standardisierung. Und sie liefern im Ergebnis
zudem nur äußerst einfach strukturierte Datenbanken, mit denen
komplexere Anforderungen nicht abzubilden sind. Im übrigen
genügen sie auch nicht den schon erwähnten
Datenbank-theoretischen Erfordernissen.
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Die ausgeführten Zusammenhänge machen deutlich,
weshalb Datenbank-Programme im PC-Sektor bisher
keine allzu große Verbreitung gefunden haben. – Im Gegensatz
zum Midrange- oder gar Mainframe-Bereich, wo
Datenbank-Managementsysteme wie Oracle oder
DB2 seit vielen Jahren eine starke Durchdringung des Marktes
aufweisen (allerdings mit einem für den PC-Bereich kaum
denkbaren Bedienungs- und Wartungsaufwand).
Hinsichtlich der Verbreitung von
PC-Datenbank-Programmen darf man sich übrigens nicht von
der Statistik der reinen Verkaufs- und Installationszahlen täuschen
lassen: Datenbank-Programme werden, wie schon ausgeführt, im
PC-Bereich häufig im Bundle mit anderen Programmen
vertrieben, d.h. als Bestandteil von Office-Paketen. Und es kann
somit eben nicht davon ausgegangen werden, dass ein installiertes
Datenbank-Programm (hier im Sinne von
Datenbank-Managementsystem) auch tatsächlich zu einer
Datenbank-Anwendung beim Nutzer führt.
Somit ist schließlich auch die aktuell von den
marktbeherrschenden Softwareherstellern praktizierte Strategie
nachvollziehbar, das Datenbank-Programm aus ihrem
(Standard-)Office-Paket auszugliedern und es
getrennt von diesem bzw. in
einer speziellen Professional-Version des Office-Pakets (wie bei
MS Access) zu vertreiben.
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